Kapitel 7 – Reifensalat
: schnell ab und drauf
Auftakt
Kollege Stahlfrosch (grün, kantig, latent beleidigt) reibt sich sinnbildlich die Hände: neue Woche, neue Hausaufgaben.
Wo anfangen?
Die Gummis sind steinalt, die Felgen zwar keine Schönheiten, aber immerhin authentisch. Die bleiben erst mal dran, irgendwann lassen wir sie vielleicht aufarbeiten.
Bevor es Richtung Schweden geht, also 1.600 Kilometer hin und hoffentlich genauso viele zurück, braucht der Frosch neue Sohlen. Klingt simpel. Ist es natürlich nicht.
Reifensuche, Sommeredition
Erster Versuch: Reifendienst in der Nähe.
Ja, es ist Sommer.
Ja, alle sind im Urlaub.
Aber dass niemand Zeit hat, vier Reifen (plus, wenn’s passt, das Reserverad) umzuziehen, ist schon fast Kunst.
Plan B: Öl statt Gummi
Wenn wir schon keine neuen Pneus kriegen, dann bekommt er wenigstens frisches Lebenselixier. Motoröl und Getriebeöl stehen ganz oben auf der Liste, wir wissen schließlich nicht, wann er das zuletzt gesehen hat.
Telefonergebnis?
„In vier Wochen. Oder sechs. Oder …“
Ihr kennt das.
Nach gefühlt hundert Anrufen dann tatsächlich ein Volltreffer: eine Werkstatt in Itzehoe, die das Getriebeöl wechselt. Und wenn sie schon dabei sind, machen sie gleich das Motoröl mit. Unglaublich, aber wahr.
Weil wir gerade in Fahrt sind, fragen wir nebenbei, ob sie zufällig einen Reifendienst kennen, der spontan helfen kann.
„Klar, sagt, ihr kommt von uns, dann geht da was.“
Gesagt, getan. Beide Termine – Ölwechsel und Reifen – am selben Tag. Läuft.
In der Reifenhalle
Vor Ort beim Reifendienst: Wagen steht vor der Halle, erstes amüsiertes Lachen, dann der freundliche Satz:
„Na dann schiebt ihn mal rein!“
Machen wir. Kamera kurz gezückt, Erinnerungsfoto, ihr kennt uns.
Während wir staunend um unseren Ex-BGS-Panzer kreisen, kommt aus der Ecke ein erstes Grummeln:
„Harald*, komm mal her, ich krieg die Reifen nicht runter.“
Aha. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Harald erscheint, schaut, runzelt die Stirn und stellt die Frage, die wir fürchten:
„Was ist das denn?“
„Was sind das für Reifen?“ — „Keine Ahnung. So gekauft.“
„Die sind schusssicher … Die krieg ich so nicht runter. Wenn überhaupt, muss ich jeden einzelnen abflexen. Das schaffen wir heute nie.“
Kurze Pause, dann ein Grinsen:
„Aber nach Schweden könnt ihr damit fahren, ganz platt werden die jedenfalls nicht.“
Die Halle lacht. Wir auch. Aus Verzweiflung und, na gut, ein bisschen Stolz.
Plan C: Neue Felgen
Plan C: neue Felgen bestellen, dann wiederkommen, Gummis drauf, Thema erledigt.
Bis dahin: weiter zum Ölwechsel.
Itzehoe: endlich mal glatt
Eine Viertelstunde später rollen wir auf den Hof der Itzehoer Werkstatt und ausnahmsweise läuft mal alles stressfrei. Die Schrauber schauen unter den Bauch, tauschen Flüssigkeiten, und plötzlich fällt dieser Satz, den wir inzwischen nur noch mit Vorsicht ertragen:
„Sowas hab ich ja noch nie gesehen!“
Reflex:
„Schlecht?“
Er:
„Nee. Im Gegenteil. Der Unterboden sieht aus wie neu. Da hat die Border Patrol offenbar mehr unter als im Auto gesessen.“
(Er hat die Sitze also noch nicht gesehen. Sollen wir so stehen lassen.)
Rückweg & Bilanz
Wir fahren zurück. Zwischen 80 und 90 km/h wackelt er wie immer fröhlich. Dafür stimmt das Bauchgefühl: 50 % gute Laune sind für unsere Verhältnisse fast euphorisch.
Unterm Strich haben wir jetzt schusssichere Reifen, frisches Motoröl und neues Getriebeöl. Klingt cool, fährt sich … sagen wir: speziell.
Und weil leicht schizophrene Gefühlslagen zum Projekt gehören, reicht’s für heute.
Morgen – oder so – geht’s weiter.








