Kapitel 6 – Was?
: Wasser!
Die Nacht war kurz, der Frust noch da.
Am Morgen danach regnet es immer noch, draußen zuverlässig, Hamburger Sommer – ein milder Winter in Italien, drinnen punktuell.
Also Kaffee, Stirnlampe, Mikrofasertuch, und los: Spurensuche.
Wenn der Landy inkontinent ist, dann muss er jetzt trocken gemacht werden. Außerdem will der linke Scheibenwischer ja auch noch mitspielen. Oder eben nicht.
Wasser, das von oben kommt (und unten bleibt)
Zuerst die Basics: Teppiche hoch, Gummimatten raus, Hand drunter. Feucht , aber nicht überall. Vorn rechts patschnass, vorn links feucht, hinten rechts nur beleidigt klamm. Das ist immerhin genug Muster, um sich in jeder Ecke wichtig zu fühlen.
Wir arbeiten uns, ganz klassisch wie im Krimi vom Tatort zur Quelle. Zunächst obenrum: Die Dachkonsole bleibt eine Hommage an den Heimwerker*innen-Baumarkt, also grauer Kasten, viel schwarzes Tape und ein heiter baumelndes Kabel aus der ehemaligen Blaulicht-Öffnung. Rund um den Kabeldurchlass ist die Dämmung dunkler, weshalb klar ist: Hier hat Wasser bereits Eintrittskarten gelöst.
Weil wir nicht gleich die große Sanierung starten wollen, dichten wir das Kabel samt Loch provisorisch ab, großzügig überlappend.
Eigentlich wäre Alu-Klebeband, insbesondere außen, die elegante Variante, aber da gerade nicht verfügbar, übernimmt Gaffa den Dienst. Nicht schön, jedoch dicht genug, um weiterzusuchen.
Währenddessen geraten die Alpinfenster in den Fokus, denn beim D2 härtet deren Dichtung gern aus. Dann kriecht das Wasser langsam in den Himmel und tropft dort, wo man es am wenigsten erwartet.
Also Küchenpapier zu schmalen Streifen schneiden, unter die Rahmen klemmen und warten.
Als es punktuell dunkler wird, steht der nächste Verdächtige fest. Eine feuchte Spur rechts hinten wird notiert; dorthin gehen wir irgendwann später, dann allerdings mit neuen Dichtungen und Geduld.
Vorn rechts schwimmt die Fußmatte, daher lohnt sich mal der Blick auf Frontscheibenrand und A-Säulen-Abdeckungen.
Nach Scheibenwechseln fehlt offenbar an den Ecken gelegentlich Dichtmasse, außerdem verstopfen die Wasserläufe unter dem Kunststoff-Cowl schneller, als einem lieb ist. Dann drückt der Regen in die Frischluftansaugung, Eigentlich ganz einfach wenn man es weiß und wir wundern uns über Indoor-Schauer.
Auch die Heckklappe meldet sich, dass dritte Bremslicht sitzt nämlich auf Tüllen, die altern. Wird das Gummi weich oder rissig, läuft’s erst in die Klappe und, wenn der Wagen schräg steht, gern auch mal weiter nach vorn. Notiz: Tüllen später ersetzen.
Bis dahin zählt Schadensbegrenzung. Also alles anheben, was Feuchte speichert: Teppiche kippen, Gummimatten raus, Lüfter in die Tür, ein Eimer voll Silicagel in den Fußraum.
Die blinde Suche ist zwar verlockend, doch wir bleiben systematisch: erst eindeutig lokalisieren, dann irgendwann sauber abdichten, am besten mit neuen Dichtungen, frischer Scheibendichtmasse und ohne Silikon-Orgien. Heute sammeln wir Spuren, später ziehen wir dann die Lehren.
Parallel spielt der „einarmige Bandit“ vorn weiter Theater. Rechts wischt motiviert, links hängt wie ein gebrochener Arm.
Der Discovery 2 hat nur einen Wischermotor, der über ein Gestänge beide Seiten antreibt; wenn eine Seite ausfällt, ist oft schlicht die Mutter am Wischerarm lose, schreiben Menschen in den Foren.
Kappe ab, Mutter geprüft, tatsächlich fühlbar locker. Also Verzahnung gereinigt, Arm korrekt gesetzt und die Mutter vernünftig angezogen.
Für den Moment hilft uns zusätzlich eine kleine Sicherung am Kugelkopf des Gestänges, damit nichts direkt wieder abspringt.
Wenn es nass wird, stellen wir den Regenmodus am besten auf „vorsichtig“. Langfristig führt jedoch kein Weg an frischen Koppelstangenbuchsen, zwei neuen Wheelboxes und einer gründlichen Konservierung vorbei.
Dann ist, hoffentlich für Jahre, Ruhe im Wischsystem, während wir uns oben ums Wasser kümmern können.
Zwischenbilanz
Der Landy steht endlich gerade, wischt wieder halbwegs synchron und tropft deutlich weniger, allerdings ist er nur amateurhaft dicht.
Wir wissen jetzt immerhin wo wir suchen müssen und wir wissen, wie wir’s richtig abdichten können.
Das Projekt fühlt sich damit wieder nach Fortschritt an, also zumindest etwas.
Nächster Schritt
Wischermechanik, Dichtungssatz, für die üblichen Wasserpfade, in die Teilewunschliste aufnehmen.