Land Rover Discovery II
- Evi B.

- 7. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Sept.
Land Rover Discovery II – der erwachsen gewordene Abenteurer
Moin ihr Entdecker, weiter geht’s. Bevor unser Ex-BGS-Veteran auf die Bühne rollt, schauen wir uns an, was den Discovery II eigentlich ausmacht. Der Name klingt nach Fortsetzung, aber unterm Blech passierte mehr als Feinschliff: Der D2 ist kein Aufguss, sondern ein eigenständiger Charakter, mit Ecken, Kanten und genau dem Charme, der uns weich werden lässt.
Neustart ohne Gesichtsverlust
Vom Discovery I übernahm Land Rover im Kern nur die Heckklappe der Rest wurde neu konstruiert, ohne die typische Disco-Silhouette zu verlieren.
Der Laderaum legte spürbar zu, die Materialien im Innenraum wirkten hochwertiger und das Sitzkonzept wurde alltagstauglicher: Die optionalen, nach vorn gerichteten Zusatzsitze machten den Siebensitzer wirklich nutzbar, auch für Erwachsene, ohne Turnübung.
Komfort trifft Kurven – SLS und ACE
Wer Komfort wollte, wählte die Luftfederung an der Hinterachse (SLS). Wer Landstraße liebt, freute sich über ACE (Active Cornering Enhancement), ein hydraulisch angesteuertes Stabilisatorsystem, das die Seitenneigung aktiv zügelt.
Dazu kamen Traktionskontrolle und Bergabfahrhilfe; im Gelände kletterte der D2 damit entspannter als viele Konkurrenten.
Optisch blieb Tradition sichtbar: Zwischen 1999 und 2002 trugen Embleme Anklänge an frühere Plaketten, und der Zusatz „Series II“ verbeugte sich charmant vor den Land Rovern der Jahre 1958–1971.

Reifetest per Weltumrundung
Statt Prüfstand gab’s 1998 die große Reise: Tempest Trek. Start in Solihull, dann via Europa, Türkei, Iran, Pakistan nach Indien; per Schiff nach Australien, quer über den Gunbarrel Highway bis Uluru und weiter nach Sydney; anschließend Mittelamerika und USA mit Ziel New York - und zurück nach Europa, rechtzeitig zur Jubiläumsshow in Paris.
Keine Showfahrt, sondern eine Bewährungsprobe, die der D2 mit der Gelassenheit eines Vielfahrers abspulte.
Marktstart, Rolle im Portfolio
1999 kam der D2 offiziell in den Handel. Parallel liefen ausklingende D1-Varianten als Discovery SD. Trotz wachsender SUV-Konkurrenz hielt der D2 seinen Platz: Zusammen mit dem Range Rover P38 positionierte er die Marke im gehobenen Segment, für alle, die ein ernsthaft geländegängiges Familienauto suchten.
Antriebe und Getriebe
Unter der Haube arbeitete bei den Dieseln der Td5 (2.495 cm³, elektronisch gesteuert, bekannt aus dem Defender).
Auf der Benzinseite startete der Rover-V8 mit 4,0 Litern, später kam je nach Markt der 4,6-Liter-V8 dazu.
Geschaltet wurde per 5-Gang-Handschalter oder 4-Gang-Automatik, je nach Temperament.
Design und Sitzkonzept
Außen gab’s integrierte Scheinwerfer statt Einsatzleuchten, neu gezeichnete Blinker/Rückleuchten, überarbeitete Griffe und Details, vertraut im Auftritt, frischer in der Ausführung. In der Ausstattung SE7 stand ein vollwertiger Siebensitzer in der Einfahrt: ein Familienauto der Mittelklasse, das die Landkarte gern über Schotter liest.
Facelift 2003 – und die Rückkehr der Mechanik
Mit Modelljahr 2003 kam das Facelift: Front im Stil des neuen Range Rover, überarbeitete Heckleuchten, die Blinker wanderten in die Hauptscheinwerfer, und die Antriebe bekamen mehr Schub.
Zum Abschied gab’s ein Geschenk für Purist:innen, die manuelle Sperre des Mitteldifferenzials kehrte zurück, ein mechanischer Ruhepuls als Ergänzung zur Elektronik.
Expeditionen, G4 und Farbe bekennen
Die Abenteuer-DNA blieb aktiv. 2003 startete in Sunnyvale die Longitude Expedition, rund um den Globus, mit Spendenziel für die Parkinson-Forschung und als Schaulaufen für zertifizierte Gebrauchte.
Parallel lief die erste G4 Challenge als geistiges Camel-Trophy-Erbe; in den Wüsten von Utah und Nevada war der D2 verlässliche Konstante.
Passend dazu: eine G4 Edition in Tangiers Orange.
Abschiedsakkorde und Sondermodelle
In Großbritannien verabschiedeten Pursuit und Landmark die Baureihe.
Landmark kam ab Werk u. a. mit Vollleder, zwei Schiebedächern, CD-Player und beheizbarer Frontscheibe und man merkte: Der D2 war in seiner Reife angekommen.
2004 endete die Produktion, der Discovery 3 stand bereit, und Land Rover rückte schrittweise von der breiten Leiterrahmen-Fertigung ab.
Für den D2 schloss sich damit ein Kapitel, das viele bis heute gern weiterlesen.
Technik kompakt
Bauzeit / Marktstart: Vorserie 1998, Verkauf ab 1999, Produktionsende 2004
Karosserie / Raum: Silhouette treu, Konstruktion weitgehend neu; ca. 6 Zoll mehr Laderaumlänge; übernommen wurde im Kern die Heckklappe
Sitzkonzept: 5 oder 7 Sitze; SE7 mit sieben vollwertig nutzbaren Plätzen
Diesel: Td5 (2.495 cm³), elektronisch gesteuert
Benzin: V8 4,0 l, später 4,6 l (marktabhängig)
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe oder 4-Gang-Automatik
Fahrwerk: Leiterrahmen; SLS hinten optional (Luftfederung)
Fahrdynamik: ACE optional (aktive Wankkontrolle); Traktionskontrolle & Bergabfahrhilfe serien-/ausstattungsabhängig
Differenziale: späte Modelle wieder mit manueller Mitteldiff-Sperre
Exterieur: integrierte Scheinwerfer; Facelift 2003 mit Range-Rover-Anleihen
Editionen: u. a. Pursuit, Landmark (UK); G4 Edition in Tangiers Orange
Warum genau dieser Discovery unser Projekt ist
Weil nachhaltige Mobilität nicht nur beim Neuwagen beginnt.
Sie beginnt auch dann, wenn man Bestehendes erhält, sauber instand setzt und sinnvoll nutzt.
Ein ehemaliger Dienstwagen mit Geschichte auf Rädern passt dazu perfekt. Jeder neu abgedichtete Rahmen, jede überholte Achse, jede sauber verpresste Buchse zeigt: Langlebigkeit, Reparierbarkeit und ehrliche Technik sind keine romantische Floskel, sondern gelebte Praxis.
Der Discovery II ist dafür das ideale Beispiel, robust genug fürs Abenteuer, feinfühlig genug für den Alltag und stur genug, uns immer wieder daran zu erinnern, warum wir diesen Weg eingeschlagen haben.



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